Die Idee ist eigentlich ganz einfach, aber sie hat eine große Wirkung. Unser Lehm-
ofen soll in den Hütten von San Pedro de Buena Vista, eine Hochlandregion in Bolivien, das offene Feuer ersetzen, mit dem die Landbevölkerung dort meist noch kocht.
Die Rauchbelastung, die dabei entsteht, führt bei vielen Menschen zu Atemwegserkrankungen. Und die Kinder können sich daran verbrennen. Bei dem Ofen als neuer Kochstelle ist das Feuer nicht mehr offen, und die Rauchbelastung verschwindet aus den Hütten.
Was mir an dem Projekt vor allem gefällt, ist der Wissenstransfer an Ort und Stelle. Wir gehen an bolivianische Berufsschulen und vermitteln dort in Kursen, wie ein solches Hilfsprojekt von A bis Z zum Laufen gebracht wird, von der Analyse über die Planung bis hin zur Motivation. Unser Ziel ist es, dass die Menschen dort irgendwann selber dafür sorgen können, dass die neuen Öfen in den Dörfern Verbreitung finden.
Die Kurse an den Berufsschulen dauern acht Wochen, in jeder Woche gibt es einen Projekttag und zum Schluss eine Implementierungswoche. Im letzten Jahr hat unsere Gruppe das an einer Berufsschule in Cochabamba mit einem Kurs umgesetzt und es hat gut geklappt. Die Erfahrung daraus nutzen wir für weitere Verbesserungen. Das ist unter anderem auch meine Aufgabe in diesem Projekt. Ich bin in der Bildungsgruppe, wir sind zehn Leute und entwickeln das Unterrichtskonzept für die Berufsschulen weiter. Da geht es zum Beispiel um partizipative Lernmethoden, mit denen die Lehrer die Berufsschüler zum Mitmachen motivieren können. Die Berufsschüler lernen Problemlösungsverhalten und auf diese Weise die Gesundheitssituation der Landbevölkerung nachhaltig zu verbessern. Die Partnerorganisation vor Ort, die Fundación Sodis, unterstützt uns dabei, zum Beispiel mit Kontakten in die Dörfer. Denn die Bereitschaft der Menschen, sich auf unser Projekt einzulassen, ist für die Akzeptanz der neuen Kochstellen eine wichtige Voraussetzung.
Warum ich bei dem Projekt mitmache? Ich habe schon einmal die Erfahrung gemacht, das man mit wenig Aufwand ziemlich viel erreichen kann. Vor zwei Jahren war ich für einige Monate in Granada in Nicaragua und habe dort bei einem Nachmittagsangebot für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren mitgearbeitet. In den sozialen Brennpunkten dort bleibt für die Kinder oft nicht viel Zeit, die Schulklassen sind riesig. Wir haben mit den Kindern am Nachmittag Lesen und Schreiben geübt. Das Wesentliche an unserer Hilfe war die Zuwendung, habe ich gemerkt. Allein das Kümmern, das für sie da sein, hat bei den Kindern eine viel größere Aufnahmebereitschaft bewirkt. Bei „Ingenieure ohne Grenzen“ gefällt mir vor allem, dass die Projekte gut durchdacht und nachhaltig sind. Bevor wir die Öfen entwickelt haben, haben wir erst einmal gemeinsam mit der Landbevölkerung analysiert, welche Unterstützung sie am dringendsten brauchen.
Einen ökologischen Aspekt haben die neuen Kochstellen übrigens auch noch: Sie verbrauchen rund 70 Prozent weniger Holz als die offenen Feuerstellen. Wenn alles klappt, wollen wir im Mai eine zweite Berufsschule in San Pedro de Buena Vista schulen. Da bin ich dann auf jeden Fall dabei.
Bilder (3): Ingenieure ohne Grenzen e. V.
2 Kommentare